Mittwoch, 11. Juli 2007

So denkt ein Profi

Hier mal ein Beispiel, wie ein Profi während einer Hand denkt . Mark Vos gibt in diesem Artikel seine Gedanken im Duell gegen Chris Ferguson wider:

„Ich war im Small Blind und mir wurde KJs ausgeteilt. Es wurde bis zu Chris gefoldet, der am Button mit 3.000 erhöht. Ich hab mich entschieden einen Re-Raise anzusetzen, um Ihn mit seinem kleinen Paar oder kleinen Ass zu vertreiben. Er überlegt eine kleines bisschen und geht dann mit.
An diesem Punkt schätze ich ihn auf eine sehr starke Hand ein. Es ist nämlich nicht wahrscheinlich, dass er seinen angeblichen Button-Steal-Raise, mit einer Medium-Starthand verteidigt. Dazu kommt noch, dass ich ein ziemlich tightes Table-Image habe. Er geht also mit, obwohl er weiss, dass ich nur die guten Karten spiele !

Der Flop kommt A-J-10.

Ich dachte, wenn er die Damen oder die Könige hat, dann wirft er sie bei dem Board evtl. weg. Und wenn er ein kleines Paar hat also Pocket 9 oder 8, dann wirft er die Hand erst recht weg. Also, setze ich 12.000. Er überlegt kurz und geht mit. Zu diesem Zeitpunkt ist meine Hand so gut wie nichts mehr wert. Ich hoffe nur noch auf die Dame, die mir die Strasse gibt oder eventuell auf den J Drilling.

Am Turn: J .
Diese Karte kann mir jetzt ziemlichen Ärger oder einen riesen Stack bringen. Ich habe den J Drilling mit dem bestmöglichen Kicker. Mir war ,trotz alldem, ein wenig unwohl zumute. Allerdings musste ich herausfinden, ob Ferguson wirklich ein Monster hat, denn AK oder AQ schlage ich ja in dieser Situation. Meine Bet 15.000 ! Bei einem 40.000 Pot, ist das bei Weitem nicht viel. Für mich allerdings eine Info Bet, denn Chris setzt auf jeden Fall, vor allem, wenn ich checke. Hat er eine Hand geht er mit oder er erhöht, deshalb ist diese Bet kein Fehler.
Er geht relativ schnell mit. Zu diesem Zeitpunkt weiss ich, dass ich geschlagen bin. Eventuell nur der König hätte mich gerettet.

Der River: 2.

Ich checke. Ferguson geht mit 20.000 All-in. Ich war mir ziemlich sicher, dass er das 10er oder das AA Full-House hatte und folde.
Später im Turnier sagte Chris zu mir, dass er AA gehabt hätte und mein Fold richtig gewesen wäre.“

Ich finde an diesem Beispiel kann man lernen, wie die Profis durch das Board und durch ihre Bets, die Stärke des Gegners herausfinden. Vor allem Preflop hat Mark herausgefunden, dass Jesus kein Steal Raise gemacht hat, sondern wirklich ein Monster hatte. Sein Preflop-Re-Raise war im Prinzip die Frage: „Hast du wirklich eine Hand, Chris, oder willst du nur meinen Small Blind ?“ Sein Call sagte ihm: „Ja, ich hab eine gute Hand!“

Der Laydown ist natürlich sehr beeindruckend, da der J-Drilling in der Situation schon verführend aussieht und der Pott auch anständig von beiden Spielern in die Höhe getrieben wurde. Allerdings gibt es immer noch sehr viele Hände, die den Drilling in Stücke reißen: Strasse, Full House usw. ! Also, wieder ein Beispiel für einen starken Laydown. Mark hat mit seinen Bets keinen groben Fehler gemacht und ist immerhin mit dieser Hand nicht aus dem Turnier ausgeschieden.

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